Jazz Vocal Süd 2015

Seit vorgestern bin ich zurück von einem fantastischen, langen Wochenende bei der 4. Auflage des Jazzchorfestivals Jazz Vocal Süd. Das Festival findet alle zwei Jahre in der Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg in Ochsenhausen statt und richtet sich vorwiegend an erfahrene Sänger aus Chören und Ensembles sowie an Chorleiter: 2,5 Tage vollgepackt mit Konzerten, Workshops und Coachings namhafter Dozenten und sehr viel leckerem Essen. Wie schon beim letzten Festival im Jahr 2013 durften die mehr als 100 Teilnehmer mit Jens Johansen und seinem großartigen Chor Vocal Line sowie den Mitgliedern der Vocalband Postyr (und dem Schlagzeuger Torsten Krill) arbeiten. Die Landesakademie ist in einem sehr imposanten, ehemaligen Benediktiner-Kloster im Barockstil untergebracht und man kommt sich darin ein bisschen vor wie in einem Schloss – genau das Richtige für ein „märchenhaftes“ Festival :-)

Vocal Line (c) Vokalklang

Vocal Line
(c) Vokalklang

Nach der Ankunft konnte sich jeder sein individuelles Programm aus verschiedenen Workshops zusammenstellen. Darüber hinaus gab es nach dem Abendessen eine kurze Einführung und die Dozenten wurden vorgestellt. Um kurz nach 20 Uhr standen dann Vocal Line nach einer anstrengenden Anreise mit viel Verspätung auf der Bühne. Beim Konzert (und auch später beim Feiern :-)) merkte man davon aber überhaupt nichts, es war wie erwartet perfekt – beeindruckend und berührend wie immer, wenn der dänische Ausnahmechor unter Leitung von Jens Johansen singt. Toll war v.a., dass sie auch neue Lieder gesungen haben, die teilweise auf einem geplanten Weihnachtsalbum zu hören sein werden.

Der zweite Tag begann nach dem Frühstück mit einem Warm up von Jens Johansen für alle Festival-Teilnehmer. Er hat eine wirklich tolle Art, Leute zu motivieren und mir haben besonders seine mehrstimmigen Einsingübungen viel Spaß gemacht. Danach haben wir uns auf die Workshops verteilt. Bei mir stand vormittags der zum Dirigierkurs gehörende Studio-Chor auf dem Programm. Die Chorleiter studierten mit uns verschiedene Stücke ein und Jens gab dazu methodische Tipps. Es gab zwei Studio-Chöre, die jeweils morgens bzw. nachmittags an beiden Tagen geprobt haben und dann beim Abschlusskonzert jeweils zwei Lieder singen durften. Bei dem Nachmittags-Chor durften die Dirigenten sogar einmal mit Vocal Line an einem Arrangement arbeiten.

Jens Johansen (c) Vokalklang

Jens Johansen
(c) Vokalklang

Mein Lieblingsworkshop war der zweiteilige Kurs „Sing it“ von Anders Hornshøj, dem Bariton von Postyr. Anders hat mit uns ein dreistimmiges Arrangement von „True Colors“ gesungen und am Anfang konnt ich mir nicht so richtig vorstellen, dass es gut werden könnte, weil das Stück so einfach war. Es war aber super, wie viel wir musikalisch daran arbeiten und unter seiner Anleitung herausholen konnten. Darüber hinaus haben wir auch hier ein paar coole (und sehr abgefahrene) Übungen gelernt. Allein Anders „True Colors“ singen zu hören, wärs aber schon wert gewesen, an dem Kurs teilzunehmen *schmacht* 😉

Anders Hornshøj (Postyr) (c) Vokalklang

Anders Hornshøj (Postyr)
(c) Vokalklang

Mein zweiter Workshop war „Estill Voice Training System“ geleitet von Stinne Louise Schwartz-Jensen, einem Mitglied von Vocal Line. Sie hat eine extrem sympathische und witzige Art und erklärt auch sehr anschaulich. Nach der ersten Stunde habe ich aber bemerkt, dass mir die Zeit zu kurz ist, um einen Überblick über das Thema zu bekommen. Stattdessen war ich an Tag 3 in dem Workshop „Electrify your voice“ von Kristoffer Fynbo Thorning. Das war ziemlich cool, weil er viel darüber erzählt hat, welche Looping-Tools und Mikrofonierungsarten es gibt und wie sie bei Postyr arbeiten – und wahrscheinlich auch, weil Kristoffer einfach ein lustiger Typ ist, der seine Spielzeuge liebt und entsprechend begeistert erzählt. :-)

Daneben gab es noch weitere Workshops, die ich leider nicht besuchen konnte, weil sie parallel zu meinen stattfanden: zwei Arrangier-Kurse von Line Groth (Postyr), ein CVT-Kurs von Tine Fris (Postyr), Beatboxing/Bodypercussion mit Kristoffer und ein weiterer Kurs geleitet von Torsten Krill, an dessen Titel ich mich leider nicht mehr erinnern kann. Ensembles und Chöre hatten zudem die Möglichkeit, sich von einem der Dozenten coachen zu lassen.

Am zweiten Tag fand dann auch noch ein „Open Singing“ mit Jens statt, bei dem wir gemeinsam mit Vocal Line in dem wunderschönen Bibliothekssaal „Viva la Vida“ und „Isn’t she lovely“ gesungen haben. Eines der Highlights des Tages war aber das Konzert von Postyr – für mich das erste Mal und ich war wirklich beeindruckt, wie innovativ und vielseitig sie sind. Manche Stücke gehen ganz schön ab!

Am besten gefallen hat mir aber „Broken“ – ganz ohne Effekte, dafür aber mit Flashmob-Unterstützung von Vocal Line. Sympathisch war auch die kleine Technik-Panne, die uns leider das „Girlpower“-Stück „The Road“ von Tine und Line gekostet hat. (Beim Abschlusskonzert einen Tag später sind wir aber dann doch noch in den Genuss gekommen.)

Für uns Festival-Teilnehmer und die Dozenten gab es im Brauhauskeller danach noch ein paar Unplugged-Kostproben von Vocal Line und nachdem ich schon im Bett war, wohl auch noch eine kleine Gesangsparty bis in die Morgenstunden. :-)

Das Einsingen an Tag 3 haben Tine, Kristoffer, Stinne und Morten (Postyr) gemeinsam übernommen und es hat extrem viel Spaß gemacht. Auf dem Programm waren mental ganz schön fördernde, aber auch sehr witzige Übungen, u.a. aus dem Icebreakers Buch von Tine und Kristoffer.

Tine Fris und Kristoffer Thynbo Forning (Postyr) (c) Vokalklang

Tine Fris und Kristoffer Thynbo Forning (Postyr)
(c) Vokalklang

Ansonsten stand der Tag abgesehen von unseren Workshops vor allem im Zeichen des großen Abschlusskonzerts am Abend. Dabei durften wir die Ergebnisse des Chorleiterkurses, des „Sing it“- und des CVT-Workshops präsentieren, die gecoachten Ensembles sind aufgetreten und Postyr haben ebenfalls noch ein Set gesungen. Jens führte charmant durch den Abend (teilweise auf Deutsch) und es war insgesamt ein sehr schönes Konzert. Gekrönt wurde der Abend von dem netten Beisammensein im Brauhauskeller, bei dem sich immer wieder Gruppen aus ganz verschiedenen Teilen des Landes und unterschiedlichen Chören und Ensembles zum Singen zusammengefunden und wir quasi alle Pop-/Jazzchor-Klassiker gemeinsam geschmettert haben, bevor sich dann auch noch Jens, Stinne, Anders und Morten jweils zu einem gemeinsamen Ständchen haben hinreißen lassen.

Insgesamt war die Stimmung während der 2,5 Tage großartig, die Atmosphäre sehr familiär und ich hab unter den Dozenten und den anderen Teilnehmern soooo nette Leute kennengelernt und interessante Gespräche geführt! Danke an alle für die fantastische Zeit! Toll, dass es so ein Festival bei uns im Süden gibt (- insbesondere, wo die meisten Aktivitäten für A-cappella-Fans eher im Norden Deutschlands angesiedelt sind…). Wir sehen uns spätestens 2017 wieder :-)

Weitere Bilder findet ihr hier

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