Ich schulde euch noch einen kleinen Bericht über meine fünf Tage bei der 14. Internationalen A-cappella-Woche Hannover. Ich hatte eine fantastische Zeit! Hier ein kleiner Rückblick – ich würde mich freuen, wenn ihr in den Kommentaren vielleicht auch ein paar Sätze darüber schreiben würdet, was eure Highlights waren oder wie ihr den Bericht fandet. Teilen ist natürlich auch erlaubt
Konzerte
Die erste Gruppe, die ich im Rahmen der A-cappella-Woche Hannover hören durfte, war Intrmzzo aus den Niederlanden. Hier muss ich gestehen, dass ich davor ein kleines bisschen skeptisch war, aber das Herren-Quartett hat mich mit seiner Mischung aus Musik und Comedy sehr schnell überzeugt. Es war ein wirklich schöner und lustiger Abend im Schloss Landestrost und ein toller Start unseres Aufenthalts in Hannover!
Am Mittwoch stand die Beatbox-Nacht mit Ommm aus Frankreich und Acoustic Instinct (alias Julian Knörzer und Paul Brenning) auf dem Programm und der Abend hat mich ziemlich geflasht Es war ein Stehkonzert (mein erstes A-cappella-Stehkonzert überhaupt) und die Stimmung im Raum war fantastisch! Acoustic Instinct legten mit ihrer Mischung aus Beatbox, Geräusch-Imitation, Schauspiel & Improvisation ordentlich vor – sehr, sehr cool und beeindruckend! Danach stürmten die drei Mädels und zwei Jungs von Ommm die Bühne und rissen das Publikum mit einer unglaublichen Energie und ihrem ganz eigenen Sound mit.
Das dritte Konzert war dann mein absolutes Wochen-Highlight: The Swingle Singers. Da sie in den letzten Jahren nicht besonders häufig in Deutschland aufgetreten sind, war es meine Live-Premiere und ich habe jede Minute genossen und über ihre unglaubliche Perfektion gestaunt. Ich bin danach förmlich den ganzen Abend geschwebt Das Programm war eine Mischung aus Arrangements aus ihrer 50-jährigen Geschichte (hier durften natürlich Bach und Debussy nicht fehlen) und (Pop-)Songs, die die gegenwärtigen Mitglieder in den letzten Jahren überwiegend selbst arrangiert und/oder geschrieben haben. Bei der Zugabe „Blackbird/I will“ war ich dann schon so überwältigt, dass ich mir ein kleines Tränchen verdrücken musste – wirklich ein unheimlich schöner Abend!
Am Freitag sind wir in den Genuss gekommen, gleich vier Gruppen zu hören. Julian Knörzer und Paul Brenning führten als Moderatoren sympathisch durch die A-cappella-Nacht und gaben in diesem Rahmen weitere Kostproben ihres Könnens. (Schade war nur, dass die Stimmung im Raum dabei leider nicht ganz so gut war wie im Kulturzentrum Faust am Mittwoch…) Die extrem talentierte HörBand aus Hannover eröffnete das Konzert. Zuvor hatten die fünf mit ihrem selbst geschriebenen Lied „Froschkönig“ den A-capideo Videowettbewerb auf Facebook gewonnen und wir werden in Zukunft sicher noch mehr von ihnen hören. Bei der zweiten Gruppe CASH-N-GO aus Augsburg habe ich mich im Vorfeld v.a. auf ihre jazzige Version der schwäbischen Eisenbahn gefreut und bin kein bisschen enttäuscht worden. (Vermutlich war allerdings nur eine sehr kleine Minderheit im Saal, die den Text verstanden hat Kennt man das Lied eigentlich auch im Norden?) Weitere Highlights des Programms waren „Stairway to heaven“ mit einem Nasenflöten-Trio, ein „Eurovision Song Contest Medley“ und eine sehr authentische Bee Gees Imitation auf Platteausohlen. Den krönenden Abschluss bildete der Auftritt von ONAIR – den neuen Helden der deutschen A-cappella-Szene. Es war erst der neunte Auftritt der Berliner, was man den Profis aber natürlich kein bisschen angemerkt hat. Besonders beeindruckend fand ich, dass Julian Knörzer für den verhinderten Sänger/Beatboxer Patrick eingesprungen ist und dabei einen wahnsinnig guten Job abgeliefert hat! Einziger Wermutstropfen: (schreibt man wirklich so, ich habs gegoogelt ;-)) Noch gibt es leider kein Album von OnAir* und wir müssen uns bis Sommer mit den bestehenden Youtube Videos zufrieden geben….
(*OnAir haben im November 2014 die EP „Moon“ veröffentlicht)
Mein letztes Konzert im Rahmen der A-cappella-Woche war das von Rajaton im Kongresszentrum. Die sechs Finnen haben hier mit ihrem abwechslungsreichen Programm wie erwartet ein sehr, sehr schönes Konzert abgeliefert und uns damit den Abschied von Hannover noch ein bisschen schwerer gemacht. (Das Abschlusskonzert sowie die ersten drei Konzerte mit Fork, New York Polyphony und Quartonal habe ich leider verpasst, in den Videos auf dem Youtube Channel der A-cappella-Woche bekommt man aber zumindest einen kleinen Eindruck, wie die Konzerte ankamen.)
Workshops
Neben den Konzerten bin ich in den Genuss gekommen an zwei Workshops teilzunehmen. (Es gab darüber hinaus noch einen Meisterkurs mit New York Polyphony). Der erste war ein Beatbox-Workshop mit Acoustic Instinct am Freitag. Ich habe in dem Bereich ja nicht wirklich Ambitionen, aber es hat total Spaß gemacht! Schwerpunkte waren das lufteffiziente Produzieren der Sounds und damit verbunden ein paar Atemtechniken, das Notieren eines Patterns und die Spezialität der Freiburger: das gemeinsame Improvisieren. Für mich als Anfänger (und für schätzungsweise 98% der anderen Teilnehmer) war ja eigentlich alles neu und interessant, schön fand ich aber, dass auch jemand mit mehr Erfahrung etwas bei dem Workshop mitnehmen konnte.
Zur A-cappella-Woche gehört auch ein täglicher Singtreff unter der Leitung von Martin Jordan. Wir haben es diese Woche zwei Mal geschafft, daran teilzunehmen und es sehr genossen in diesem Rahmen noch ein bisschen mit anderen singen zu können.
Wir (mein Ensemble Nebensache) hatten außerdem das Glück mit drei anderen Gruppen an einem Ensemble-Workshop mit Rajaton teilnehmen zu dürfen. Am Vormittag fanden die Coachings mit date@eight und 6Grad+ unter der Leitung der Rajaton Sopranistinnen Essi und Virpi statt. Nachmittags übernahmen Ahti (Bariton) und Jussi (Bass) das Coaching der HörBand und unseres. Nicht nur bei unserem eigenen Coaching, sondern auch beim Zuschauen habe ich an diesem Tag wahnsinnig viel gelernt und ich hoffe sehr, wir können das in unsere Probenarbeit einbeziehen und weiter an uns arbeiten.
Was den Workshop-Tag besonders interessant gemacht hat, war, dass Rajaton bei jeder Gruppe einen anderen Schwerpunkt gesetzt hat. Bei date@eight ging es v.a. um das Thema Klang (z.B. durch die Veränderung der verwendeten Silben in einem Arrangement), bei 6Grad+ lag der Fokus auf der Bühnenpräsenz und dem Kontakt mit dem Publikum, bei der HörBand auf der Dynamik. Mit uns haben sie überwiegend an der Intonation und dem Aufeinanderhören gearbeitet und uns ein paar Tricks gezeigt, wie wir diese Aspekte besser üben können. Ich war unglaublich aufgeregt davor und habe schon Tage vorher schlecht geschlafen. Entsprechend unsicher habe ich mich (und teilweise auch die anderen) auf der Bühne gefühlt. Aber zum Schluss gab es dann doch noch einen „Magic Moment“ und es hat dann noch richtig Spaß gemacht, mit den beiden Rajaton Männern (, die übrigens auch sehr nett waren!) an unseren Schwachstellen zu arbeiten. Das Einzige, was ich ein kleines bisschen schade fand, war, dass es keine ensembleübgreifenende Aktivität im Rahmen des Workshops gab (z.B. ein gemeinsames Einsingen am Anfang). Das hätte das Ganze noch ein bisschen aufgelockert, war aber in der Kürze der Zeit wohl leider nicht möglich. Wir haben uns aber auch so im Anschluss an den Workshop teilweise noch zusammen gefunden. Alles in allem war es wirklich ein traumhafter Tag und ich bin extrem dankbar, dass wir die Chance dazu hatten!
Das ganze Drumherum
Hier weiß ich gar nicht so recht, wo ich anfangen soll, weil ich einfach so viele tolle Momente erlebt hab und so viele nette Menschen (wieder) getroffen habe.
Für mich war es auf jeden Fall ganz toll, meine Nebensache bei mir zu haben. Für uns war es quasi der erste richtige Gruppenausflug und wir hatten soooo viel Spaß zusammen bei den Konzerten und Workshops, bei unseren spontanen Gesangseinlagen vor Christina und Thomas von CASH-N-GO sowie in der Marktkirche, beim Hotelfrühstück am Nachbartisch von Rajaton und bei allen anderen Dingen, die wir zusammen erlebt haben!
Extrem viel Spaß gemacht hat auch der Tag mit Kai und Janina, die einen fast genauso weiten Weg wie wir in Kauf genommen haben, um die A-cappella-Woche zu erleben. Vielen Dank für die tollen Gespräche über den Status Quo und die Zukunft der Pop- und Jazzchorszene (und alle anderen wichtigen und unwichtigen Dinge, über die wir sonst gesprochen haben) und noch viel mehr für die spontane Singsession in meinem geparkten Auto und das schöne „Butterfly“ nach dem Singtreff unter der Kuppel des Landesmuseums
Danke auch an Christin, Christian, Daniel, Karin, Michi und alle anderen, die uns so einen schönen Abschlussabend bereitet haben. Angefangen beim Kaffee trinken nach dem Rajaton Workshop, über unser gemeinsames „Viva la Vida“ in der Straßenbahn (mit einem sehr netten Straßenbahnfahrer) und den kompletten Abend im Alexander: Ihr wart eine wunderbare Gesellschaft und es war so toll, so viele gleichgesinnte „Nerds“ auf einem Haufen zu haben!
Last but not least geht noch ein ganz großes Dankeschön an den Festival-Sven, der mit eine unglaublichen Ruhe und Geduld im Vorfeld und während des Festivals jede nervige Frage beantwortet hat und alles getan hat, damit sich alle wohlfühlen. Danke, dass du all diese wunderbaren Künstler nach Hannover geholt hast, für die fantastische Organisation der Konzerte und Workshops, an der selbst ich (und ich meckere gern!) kein bisschen was auszusetzen hatte und für alles, was du für uns gemacht hast!
Ich komme wieder!!!