Mein persönlicher Eindruck
Bevor es sich überhaupt nicht mehr lohnt, was zum Festival in Budapest zu schreiben, weil es schon wieder so lang her ist, hier noch schnell ein paar Notizen dazu…
Ich muss vorwegschicken, dass ich mich Vorfeld nicht besonders gut informiert habe und nicht so recht wusste, was mich erwartet. Auf der
Interkultur Seite findet man allerdings auch nicht allzu viele Informationen (z.B. welcher Chor in welcher Kategorie auftritt, etc.)
Bei
vocal resources standen nur zwei Auftritte auf dem Programm: ein Freundschaftskonzert mit anderen Chören am Montag und der Wettbewerb in der Kategorie „Pop, Jazz, Gospel“ am Dienstag. Unser Freundschaftskonzert wurde allerdings am Montag Nachmittag abgesagt. Begründung: Schnee auf der Bühne – wer kommt eigentlich auf die glorreiche Idee im März und bei diesen Temperaturen ein Open Air Konzert zu veranstalten?
Aufgrund der Wetterlage waren wir dann auch nicht zu unglücklich und konnten die Zeit dafür nutzen, uns ein anderes Freundschaftskonzert anzuhören.
Dabei wurden mir zwei Sachen klar.
- Das Festival ist im großen Budapest eine ganz kleine Nummer. Wir konnten nirgendwo Werbung entdecken, auch keinen Hinweis darauf in der deutschsprachigen Budapest Zeitung. Beim Konzert waren lediglich eine Handvoll Ungarn anwesend – allerdings wäre auch kein Platz für mehr Leute da gewesen, weil schon die teilnehmenden Chöre kaum komplett reingepasst haben und die Temperatur im Raum dadurch auf gefühlt 90 Grad angestiegen ist…
- Das Festival stellt die Begegnung verschiedener Chöre leider nicht so in den Mittelpunkt, wie es sich im Vorfeld anhörte. Wenn ich es richtig im Kopf haben, gab es insgesamt nur 4 Freundschaftskonzerte, davon jeweils zwei zeitgleich und ansonsten nur den Wettbewerb – also praktisch kaum Gelegenheit, sich andere Chöre anzuhören oder sich auszutauschen. Hier wären zum Beispiel Workshops oder eine Party oder Ähnliches eine schöne Sache gewesen….
Als Entschädigung für unser abgesagtes Konzert durften wir als letzter Chor im Rahmen des erwähnten anderen Freundschaftskonzerts auftreten. Das war allerdings eine eher spontane Aktion – wir haben die Chormitglieder von den unterschiedlichsten Orten in Budapest zusammengetrommelt und sind dann komplett ohne Einsingen, großteils in Straßenkleidung auf die Bühne
Aber der Auftritt und das gesamte Konzert haben super viel Spaß gemacht! Wir haben tolle Chöre gehört – herausgestochen sind dabei sicherlich
Greg is back aus Augsburg, die in unserer Kategorie den Wettbewerb gewonnen haben und das Musikgymnasium Stockholm, die den Gesamtsieg eingefahren haben. Wir sind schon vor ca. zwei Jahren beim Harmonie Festival in Lindenholzhausen in den Genuss gekommen, sie zu hören und es war wieder einmal fantastisch!
Beim Wettbewerb am Tag danach haben sich dann leider ein paar organisatorische Schwächen offenbart – wir hätten eigentlich in einen Einsingraum geführt werden sollen, was aber erst ca. 10 Minuten vor dem Auftritt passiert ist. Was mich außerdem gestört hat, war, dass wir für den gesamten Chor lediglich 3 Programmhefte bekommen haben. Das Programm wurde auch erst während wir in Budapest waren, online gestellt, sodass wir keine Möglichkeit hatten, es uns vorab auszudrucken…
Der Wettbewerbsauftritt lief aus unserer Sicht eigentlich ganz gut und wir waren im Großen und Ganzen zufrieden mit unserer Leistung. Wir haben dann auch noch ein paar der anderen Chöre gehört, aber mich persönlich hat, abgesehen von denen, die wir bereits beim Freundschaftskonzert gehört haben, leider keiner richtig vom Hocker gehauen… Es war alles sehr brav….
Außerdem stellte sich auch hier aus meiner Sicht wieder das Problem der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Gruppen (wie in fast jedem Wettbewerb) – es gab Jugendchöre, Mädchenchöre, gemischte Chöre, Ensembles, a cappella, mit Band, mit Klavier, mit technischer Unterstützung, ohne, etc.)
Am Mittwoch Nachmittag gab es dann eine Art RoundTable der Chorleiter mit den Jurymitglieder. Ich war selbst nicht dabei, aber es klang sehr überfüllt und unser Chorleiter hatte leider nicht die Gelegenheit mit allen Jurymitgliedern zu sprechen….
Abends war dann der Grand Prix Wettbewerb (die Sieger aller Kategorien sind noch einmal aufgetreten und ein Gesamtsieger wurde gekürt – irgendwie war mir das im Vorfeld auch nicht klar :-)) und die Preisverleihung. Der Abend hat sich unglaublich lange hingezogen und war über weite Strecken sehr langweilig – insbesondere der Teil, in dem jeder Chor der bereits mehr als dreimal an einer Interkultur Veranstaltung teilgenommen hat, eine Urkunde bekam…
Insgesamt ging es auch so lange, bis keine Metros mehr gefahren sind und wir mit dem Taxi zurück ins Hotel mussten, was nicht ganz günstig war… Das war leider auch nicht so toll geplant…
Spannend wurde dann die Bekanntgabe der Ergebnisse in unserer Kategorie. Wir waren, ehrlich gesagt, etwas erstaunt über unser Abschneiden. Ich hätte uns ca. auf dem 3.-4. Platz gesehen, herausgekommen ist der 6., aber im Mittelfeld lagen die Chöre relativ eng zusammen…. Was wir bei der Preisverleihung gar nicht verstanden haben, waren die Levels – hier wäre eine Erklärung ganz nett gewesen (Die Ergebnisse wurden folgendermaßen verlesen: Vocal Resources, Silver Diploma, 18,03 Points, Level 8 – das Level ist dabei nicht die Platzierung. Jede Stufe (Bronze, Silber, Gold) hat zehn Level – wir haben also ein relativ gutes Silber-Zertifikat erhalten) Was ist gut fand, war die detaillierte Auflistung der Ergebnisse auf unserer Urkunde – hier konnte man genau nachvollziehen, welcher Juror, welches Stück und verschiedene Kriterien wie Intonation, wie bewertet hat.
Am Mittwoch und Donnerstag ist dann der Großteil der Gruppe wieder heim gefahren. Ich bin mit ein paar anderen noch ein paar Tage geblieben und wir haben uns die Stadt angeschaut und uns am letzten Tag dann noch von den Anstengungen der letzten Tage und der Kälte (ich musste mir neue Schuhe kaufen, weil meine dem Schnee nicht trotzen konnten!) im Heilbad erholt. Insgesamt hat mir die Chorfahrt wieder viel Spaß gemacht und Budapest ist wirklich immer eine Reise wert.
Dieser Kommentar soll v.a. dazu dienen, dass man sich etwas unter dem Festival vorstellen kann und dass manche Sachen, die nicht so toll waren, erkannt und vielleicht beim nächsten Mal besser gemacht werden.