Von den Besten lernen… Teil 3: VoCompany

In unregelmäßiger Reihenfolge werde ich nach und nach die besten Pop- und Jazzchöre Deutschlands vorstellen, die ihr Bundesland beim Bundeschorwettbewerb 2014 in Weimar vertreten, und ein bisschen ihrem Erfolgsrezept auf die Spur kommen :-)

Teil 3 der Serie „Von den Besten lernen“ widmet sich der VoCompany, dem Siegerchor der Pop- und Jazzkategorie aus Thüringen, der beim Deutschen Chorwettbewerb in Weimar ein Heimspiel feiern wird.

  • Verratet ihr uns euer Erfolgsgeheimnis – was macht euren Chor besonders?

Im Grunde sind wir aufgebaut wie jeder andere gemischte Chor auch. Ein Chorleiter und sechsundzwanzig Männer und Frauen, die gemeinsam musizieren. Wir sind junge Menschen, einige Studenten, einige schon im Berufsleben und uns alle verbindet das Interesse und der Spaß an Jazz&Pop-Arrangements, modernen Grooves und neuen Rhythmen. Dazu treffen wir uns einmal in der Woche und arbeiten miteinander unter der Leitung unseres Chorleiters Christoph Hiller. Eine Besonderheit besteht dabei vor allem in unserer Experimentierfreudigkeit. Wir probieren uns an den unterschiedlichsten Arrangements, Loop Songs und vor allem an regelmäßigen Improvisationsrunden aus. Darauf liegt bei uns ein großer Schwerpunkt. Jeder wird dazu motiviert, sich und seine Stimme auszuprobieren und mit den anderen gemeinsam auch ohne Vorlage zu musizieren.

  • Was muss jemand mitbringen, der bei euch mitsingen möchte? Wie wählt ihr neue Mitglieder aus? Schickt ihr manchmal auch Bewerber wieder nachhause?

Das wichtigste Utensil ist natürlich die Stimme. Eine fähige Singstimme und Erfahrungen im Chorsingen sollten vorhanden sein. Es gibt regelmäßige Auditions, zu denen Interessenten kommen können. Ein kurzes Blattsingen, eine Improvisation und eine Feststellung der stimmlichen Fähigkeiten geben uns einen Eindruck, nach dem wir dann entscheiden, ob der Bewerber in unseren Chor passt. Natürlich treffen wir unsere Wahl auch unter dem Aspekt, einen ausbalancierten, homogenen Chorklang zu wahren. Dabei bleibt es leider nicht aus, dass wir Personen auch nach Hause schicken müssen, wir geben aber jedem eine Chance und freuen uns über jeden Interessenten, der unseren Chor bereichert.

  • Wie häufig probt ihr? Gibt es neben den Gesamtproben noch zusätzliche Stimm- oder Einzelproben? Wenn ja, wie häufig? Gibt es bei euch ein individuelles Stimmbildungsangebot?

Wir treffen uns regelmäßig jeden Montag Abend im Hochschulgebäude am Palais der HfM Franz Liszt und proben circa 2 bis 2 1/2 Stunden gemeinsam. Bei bevorstehenden Konzerten werden für gewöhnlich auch noch ein oder zwei Extraproben anberaumt, die dann über eine Doodle-Umfrage der Chorsänger festgelegt wird. Der größte Teil des Textstudiums findet aber individuell statt, das heißt, es gibt eine Dropbox mit Übungsfiles der einzelnen Stimmen, mit deren Hilfe jeder Sänger Zuhause seine Stimme lernt. Die klangliche Zusammensetzung findet dann in den Proben statt. Die Stimmbildung findet immer während der Chorprobe statt. Viele der Sänger hatten schon vorher oder haben im Moment Gesangsunterricht, daher ist ein individuelles Stimmbildungsangebot nicht in unsere Chorarbeit integriert.

  • Wie wählt ihr eure Stücke aus? Gibt es Lieblingskomponisten/-arrangeure? Wo findet ihr Inspirationen?

Unser Programm setzt sich aus Stücken anderer Komponisten, aber auch aus eigenen Arrangements unseres Chorleiters und einiger unserer Chorsänger zusammen. Unser Schwerpunkt liegt wie schon erwähnt im Bereich Jazz und Pop, von Balladen bis hin zu Arrangements bekannter Radiopopsongs probieren wir alles aus. Darunter finden sich unter anderem Arrangements von Anders Edenroth, Juan M.V. Garcia und auch unseres Chorleiters Christoph Hiller. Inspirieren lassen wir uns bei der Auswahl von bekannten Vokalensembles wie der Real Group und Take Six. Jeder Chorsänger kann Stücke mitbringen und vorschlagen, von denen er denkt, dass sie zu unserem Ensemble passen. Wichtig ist, dass sich die Sänger mit dem Stück identifizieren können und es in unsere „Kragenweite“ passt.

  • Lernt ihr jedes Jahr ein komplett neues Programm oder habt ihr ein stehendes Repertoire? Wie groß ist euer Repertoire aktuell?

Wir haben ein stehendes Repertoire, das wir ständig erweitern und regelmäßig auffrischen. Als ein noch sehr junger Chor ist unser Repertoire noch recht begrenzt. Circa 15 Arrangements, darunter fünf aus eigener Feder, werden bei den nächsten Konzerten erklingen, dazu kommen zahlreiche Loop-Songs unseres Chorleiters.

  • Wie viele Auftritte absolviert ihr durchschnittlich pro Jahr?

Um die zwei bis drei, hinzu kommen Konzertreisen wie dieses Jahr nach Belgien mit drei Konzerten.

  • Nehmt ihr an Workshops teil? Gibt es einen Workshop/Dozenten, den ihr besonders empfehlen könnt?

Bisher noch nicht. Wir haben uns sehr viel Zeit genommen, uns erst einmal aufeinander einzustimmen, uns als Chor zusammen zu hören, um einen einheitlichen, individuellen und dynamischen Chorklang zu entwickeln. Sollten wir Angebote finden, die uns interessieren und uns weiter bringen können, sind wir natürlich offen dafür, uns auf diese Weise neuen Input und professionellen Rat einzuholen.

  • Habt ihr irgendwelche Tipps für Chöre, die es auch mal zum Bundeschorwettbewerb schaffen möchten?

Jeder Chor ist unterschiedlich, das soll auch so sein. Man begeistert ein Publikum und eine Jury nicht durch Perfektion. Worauf es ankommt ist die Menschen abzuholen mit Authentizität, Begeisterung und musikalischem Feingefühl. Begeisterung kann nur überspringen, wenn diese im Chor zu spüren, zu hören und zu sehen ist. Das kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen, durch ein frisches Auftreten, Blickkontakt, kleine, nicht übertriebene und vor allem nicht erzwungene Choreografien und am allerwichtigsten: einem wachen, fröhlichen Gesichtsausdruck! Es geht um die Freude am Singen, und die wollen wir auch zeigen.

  • Was erwartet uns bei eurem Wettbewerbsauftritt in Weimar?

Der Bundeschorwettbewerb in Weimar wird für uns als Weimarer Chor ein anspruchsvolles Heimspiel werden. Natürlich sind wir schon ziemlich aufgeregt und voller Vorfreude. Die Zuhörer erwartet eine Mischung aus eigenen Songs und Arrangements bekannter Jazz&Pop-Komponisten. Dabei bleiben wir unserem Stil treu: lebendige junge Menschen, ein homogener, junger Chorklang, moderne Grooves und tolle Soli werden unseren Auftritt bereichern.

  • Zum Trost für alle Chöre, die nicht so toll klingen wie ihr: Gibt es auch Sachen, die bei euch nicht perfekt laufen?

Natürlich läuft bei uns nicht alles perfekt. Wir sind ein bunter Haufen junger Leute, die gerne mal etwas kopflos und unorganisiert sind. Viele unserer Sänger sind auch noch in anderen Chören unterwegs, müssen arbeiten und haben einen vollen Tag. Da ist es schwierig außerhalb der regulären Probezeiten gemeinsame Termine zu finden. Mal kann der eine nicht, mal hat der andere eine Verpflichtung. Aus diesem Grund ist das Selbststudium der Stücke ein sehr wichtiger Bestandteil unserer Chorarbeit. Außerdem bringt jeder seine eigenen Vorstellungen mit in die Chorprobe, und da jeder zu Wort kommt, kann es schnell mal durcheinander gehen. Aber mit Liebe zur und Begeisterung für die Musik kann aus einem kreativen Haufen viel Gutes und Neues entstehen.

Weitere Infos über die VoCompany findet ihr unter:

www.vocompany.de

www.facebook.com/vocompany

 

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