In unregelmäßiger Reihenfolge werde ich nach und nach die besten Pop- und Jazzchöre Deutschlands vorstellen, die ihr Bundesland beim Bundeschorwettbewerb 2014 in Weimar vertreten, und ein bisschen ihrem Erfolgsrezept auf die Spur kommen
Heute kommt der Pop- und Jazzchor Soundbites aus Hessen in meiner Serie „Von den Besten lernen“ zu Wort. Die Fragen beantwortete Chormanager Kai Habermehl.
- Verratet ihr uns euer Erfolgsgeheimnis – was macht euren Chor besonders?
Unser “Erfolgsgeheimnis” liegt in jahrelanger Vereinsarbeit und großartiger Zusammenarbeit verschiedener Chöre in unserem Örtchen Wixhausen bei Darmstadt. Die meisten von uns singen seit ihrer Kindheit unter unserem Chorleiter Alexander Franz in den Chören unseres Vereins Kinder- und Jugendchor Wixhausen. Dadurch sind tiefe Freundschaften gewachsen und der Zusammenhalt ist riesig. All unsere Chöre haben sich seit Jahren der modernen Pop-Chor-Literatur verschrieben, angefangen im Kindesalter, so dass wir sprichwörtlich mit dem richtigen Groove groß werden.
- Was muss jemand mitbringen, der bei euch mitsingen möchte? Wie wählt ihr neue Mitglieder aus? Schickt ihr manchmal auch Bewerber wieder nachhause?
Wer bei uns mitsingen möchte, sollte schon das passende musikalische Gespür haben, vor allem für die Rhythmik der Jazz-/Pop-Literatur. Das macht auch schon einigen professionellen Klassikern zu schaffen. Aber im Zentrum steht bei uns der Mensch, der in die Gruppe passen muss und auch auf der Bühne eine tolle Ausstrahlung mitbringen sollte. Wir haben den großen Vorteil, mehrere Chöre zu haben, in denen wir neue Leute beobachten können, ob sie in die Gruppe passen. Dabei sind die Soundbites die Einzigen mit Zulassungsbeschränkung.
- Wie häufig probt ihr? Gibt es neben den Gesamtproben noch zusätzliche Stimm- oder Einzelproben? Wenn ja, wie häufig? Gibt es bei euch ein individuelles Stimmbildungsangebot?
Derzeit proben wir unser Wettbewerbsprogramm v.a. an Probenwochenenden und lernen neue Stücke in regelmäßigen Proben montags abends. Zentral ist auch bei uns, dass sich alle zu Hause individuell vorbereiten, ob am eigenen Klavier, mit Üb-Files, Youtube oder anderen Hilfsmitteln. So konzentrieren wir uns in der Probe auf den gemeinsamen Chorklang. Zusätzlich treffen sich die einzelnen Stimmgruppen privat, um sich ihre Teile noch einmal genauer anzuschauen und Details abzusprechen. Zusätzliche Stimmbildung machen wir dabei nicht.
- Wie wählt ihr eure Stücke aus? Gibt es Lieblingskomponisten/-arrangeure? Wo findet ihr Inspirationen?
Die Auswahl der Stücke ist natürlich Sache des Chorleiters Alexander Franz, der seine Leute seit Jahren kennt und weiß, welche Musik zu uns passt. Einer der Lieblingsarrangeure ist Oliver Gies, mit dem wir schon tolle Workshops erleben durften.
- Wie viele Auftritte absolviert ihr durchschnittlich pro Jahr?
Bei der Gestaltung unseres Jahreskalenders gehen wir zielorientiert vor. Wir setzen uns 1-2 Highlights (z.B. wichtige Wettbewerbe oder tolle Konzerte), auf die wir hin arbeiten. Dazu werden Workshops, Probenwochenenden und weitere Auftritte so gelegt, dass wir das große Ziel nicht aus dem Auge verlieren. Wir haben das große Glück, viele Konzertanfragen zu erhalten, da wir in der Szene (z.B. in Chorverbänden) gut vernetzt sind. Daher haben wir viel Gestaltungsspielraum, der für Abwechslung sorgt.
- Nehmt ihr an Workshops teil? Gibt es einen Workshop/Dozenten, den ihr besonders empfehlen könnt?
Der Blick über den eigenen Horizont hinaus ist entscheidend, wenn man sich weiter entwickeln will. Wir hatten schon ganz tolle Workshops mit der Real Group, mit Matthias Becker oder Maybebop, die uns wieder ein ganz neues Verständnis von Musik brachten. Aber auch gemeinsame Konzerte mit anderen Spitzenchören, wie z.B. mit Vocalive oder dem Bonner Jazzchor erweitern den Horizont, was man mit dem eigenen Chor noch alles erreichen kann. Von den Großen zu lernen ist dabei stets unser Ziel. Denn wir sind noch sehr jung und haben noch lange nicht ausgelernt.
- Habt ihr irgendwelche Tipps für Chöre, die es auch mal zum Bundeschorwettbewerb schaffen möchten?
Schwer zu sagen, da wir das erste Mal an einem Wettbewerb teilnahmen und daher wenig Vergleiche haben. Wir haben vermutlich einen guten Tag erwischt. Aber wir waren auch auf den Punkt fit. Auf jeden Fall ist es wichtig, den Landeswettbewerb sehr ernst zu nehmen. Das bedarf schon mal einer längeren Vorbereitung, bis zu einem Jahr. Das bedeutet auch Einschränkungen bei anderen Projekten, da es schwierig ist, gleichzeitig die Wettbewerbsstücke auf Perfektion zu trimmen und parallel ein zweistündiges Konzertprogramm auf die Beine zu stellen. Zumindest wenn man nicht aus Profis, sondern aus vielen jungen Menschen besteht. Ein Wettbewerb erfordert von jedem einzelnen Sänger Disziplin und Zeit, denn es ist Arbeit. Aber es ist auch ein tolles Gefühl, wenn man am Ende dafür belohnt wird.
- Was erwartet uns bei eurem Wettbewerbsauftritt in Weimar?
Wir planen noch ein paar Überraschungen, die wir natürlich noch nicht verraten. Aber generell zeichnet die Soundbites aus: jugendliche Power, eine Menge individuelle Bewegung auf der Bühne und eine ansteckende Begeisterung für moderne Chormusik.
- Zum Trost für alle Chöre, die nicht so toll klingen wie ihr: Gibt es auch Sachen, die bei euch nicht perfekt laufen?
Nein. Zumindest reden wir nicht darüber, denn positive Stimmung ist ganz entscheidend :o)
Weitere Infos über die Soundbites findet ihr unter: