Wir rocken Freiburg (10): clazz

clazz sind alte Chor-Hasen. 1994 gegründet durften sie ihr Bundesland bereits zwei Mal beim Deutschen Chorwettbewerb vertreten: in Kiel (2006) und Dortmund (2010). Nachdem die Vivid Voices 2014 den Titel nach Niedersachsen bzw. in die gemeinsame Heimatstadt Hannover geholt haben, wollen es die rund 40 Sängerinnen und Sänger ihnen nachtun und 2018 Freiburg rocken. In meiner Interviewreihe über die Teilnehmer der Kategorie G1 (populäre Chormusik a cappella) erfahrt ihr mehr über das Ensemble unter Leitung von Martin Jordan (bekannt durch Fünf vor der Ehe und die str8voices). Die Fragen beantwortete Sängerin Mareike Knobloch.

  • Herzlichen Glückwunsch – ihr gehört schon jetzt zu den besten Chören Deutschlands! Verratet uns euer Erfolgsgeheimnis: Was macht euren Chor besonders?

Vielen Dank für die Glückwünsche! Es ist immer schwierig von innen heraus zu sagen, was die eigene Gruppe besonders macht. Wir glauben aber, dass uns insbesondere der Spaß am gemeinsamen Singen und Performen auszeichnet und wir es schaffen, dies auch dem Publikum zu vermitteln. Auch wenn wir ohne Frage einen gewissen Anspruch an die musikalische Qualität haben, gelingt es uns, dies in den Proben ohne Verbissenheit oder Verkrampftheit zu erreichen. Das hört man dann auch auf der Bühne. Weiterhin ist über die Hälfte der aktuell aktiven Mitglieder seit fünf Jahren und länger mit dabei, was auch zu einer gewissen Kontinuität beiträgt.

  • Was muss jemand mitbringen, der bei euch mitsingen möchte? Wie wählt ihr neue Mitglieder aus?

Es gibt Vorsingen, bei der die musikalische Leitung (Chorleitung und Stimmbildung) erst mal schaut, ob die Stimme zu uns passt und ob wir in der Stimmlage Verstärkung brauchen. Daneben ist es aber auch wichtig, dass die Person zu uns in die Gruppe passt. Das ist ein ebenso wichtiges Kriterium wie die stimmliche Qualität. Nur wenn die Gruppe funktioniert und in bestimmten Dingen ähnlich tickt, macht die Probenarbeit für alle Spaß und das Ergebnis ist so, dass alle damit zufrieden sein können.

  • Wie wählt ihr eure Stücke aus? Gibt es Lieblingskomponisten/-arrangeure? Wo findet ihr Inspirationen?

Neue Stücke werden oft vom Chorleiter vorgestellt, aber auch Chormitglieder bringen Stücke und auch selbst arrangierte Stücke in die Proben mit. Wir haben auch schon Lieder als Auftragsarbeit arrangieren lassen. Generell kann man sich am besten inspirieren lassen, indem man anderen Chören und Ensembles zuhört und schaut, was einem selbst gefallen könnte.

  • Warum sollten Chöre eurer Meinung nach an Wettbewerben teilnehmen?

Es ist eine andere Art von Proben und musikalischer Arbeit, wenn man nur eine begrenzte Zahl von Stücken zu einem bestimmten Zeitpunkt möglichst gut vorbereiten muss. Das kann sehr befriedigend sein. Das ist anders als z.B. für ein eigenes Konzert, bei dem die Setlist dann viel umfangreicher ist. Von dieser fokussierten Arbeit kann man viel mitnehmen und auch für die weitere Probenarbeit nutzen. Außerdem ist es extrem hilfreich, im Rahmen eines Wettbewerbes andere Ensembles zu hören und sich zu vergleichen. Dabei ist es aber wichtig, den Wettbewerbsgedanken nicht zu weit nach vorne zu stellen. Bei allem Ehrgeiz verdirbt man sich sonst den Spaß, wenn man nur an die Konkurrenz denkt. Man sollte sich von der Leistung eher auf sich selber konzentrieren und die für einen selbst beste Performance auf den Punkt abzurufen versuchen. Dann kann man mit sich, ganz unabhängig von der Platzierung, zufrieden sein und das meiste mitnehmen. Schaut man nur auf die Platzierung, besteht die Gefahr, dass die Gruppe ein halbes Jahr Chorarbeit nur mit Frustration verbindet. Dann ist eine Wettbewerbsteilnahme eher abträglich. Wichtig ist auch: eine Wettbewerbssituation ist immer eine Sondersituation und natürlich ist die Beurteilung auch subjektiv und nicht absolut. Kann man aber für sich erfolgreich abschließen, ist es eine tolle gruppenbildende Maßnahme.

  • Was für Erwartungen habt ihr an den Deutschen Chorwettbewerb 2018? Worauf freut ihr euch am meisten?

Grundsätzlich ist es erst mal toll, mit anderen Chören zusammenzukommen. Trotz allen Wettbewerbsdenken sind das ja im wesentlichen Leute, die das gleiche Hobby in ähnlicher Intensität betreiben wie man selbst und da findet man immer Gemeinsamkeiten. Wir werden versuchen, die für uns bestmöglichste Leistung abzurufen, aber in unserer Gruppe sind schon sehr viele, echt tolle Ensembles dabei. Daneben sind die Wertungssingen der jeweiligen Kategorien interessant, ebenso wie die Rahmenkonzerte.

  • Ihr wart schon mal beim Deutschen Chorwettbewerb dabei. Was habt ihr für Erinnerungen daran? Gibt es etwas, was ihr euch dieses Mal anders wünschen würdet?

In Weimar waren wir nicht dabei, einige Mitglieder aber sowohl in Dortmund 2010 als auch in Kiel 2006. Der Wettbewerb in Kiel kam uns damals sehr weit räumlich getrennt vor, so dass es schwierig war, von der Unterkunft zu den Wettbewerbs- und Auftrittsorten zu kommen. Das war in Dortmund gefühlt deutlich kompakter und es gab auch Gelegenheit, andere Kategorien als die eigene zu hören. Für Freiburg würden wir uns wünschen, dass die Veranstaltungen möglichst kompakt beieinander liegen und mit kurzen Wegen mit öffentlichen Verkehrsmittel zu erreichen sind.

Im Vergleich zum letzten Pflichtstück „Good Day Sunshine“ war es auf den ersten Blick einfacher zu lernen, wahrscheinlich auch für Chöre, die nicht regelmäßig Stücke wie eben „Good Day Sunshine“ proben. Dafür ist es herausfordernder, „Secret of Life“ spannend und musikalisch zu gestalten.

  • Habt ihr Tipps für Chöre, die es auch mal zum Deutschen Chorwettbewerb schaffen möchten?

Man kann nichts erzwingen. Wie schon erwähnt, kann eine Wettbewerbsteilnahme eine tolle Erfahrung sein, die eine Gruppe auf ein gemeinsames Ziel zusammenbringt. Tritt man an mit dem Wunsch, unbedingt zu gewinnen und zum „Deutschen“ zu fahren, ist Frustration eher vorprogrammiert. Es hilft auch, die aktuelle Chorlandschaft zu kennen und ein Gefühl für die gerade angesagten Stimmungen und Arrangements zu haben. Neben dem Deutschen Chorwettbewerb und seinen Landeswettbewerben gibt es aber auch noch zahlreiche regionale, größere und kleinere Chorwettbewerbe und -festivals in Deutschland und Europa. Da kann ein Chor sich auch seine Nische suchen und Erfahrung mit der Wettbewerbssituation sammeln.

  • Zum Trost für alle Chöre, die (noch) nicht so toll klingen wie ihr: Gibt es auch Sachen, die bei euch nicht perfekt laufen?

Da haben, glaube ich, alle Amateur-Chöre im Wesentlichen die gleichen Probleme: regelmäßige Probenteilnahme und Singfähigkeit trotz Berufsstress, Familie und Krankheitswellen, Ausgeglichenheit in den Stimmgruppen. Und es ist immer wieder eine Herausforderung neben dem Klang auch Bewegung und Performance einheitlich hinzubekommen.

 

Mehr über clazz erfahrt ihr auf ihrer Website, bei Facebook und YouTube. Seit 2016 gibt es außerdem die CD „Memories on the wall“.

Die bisherigen Teile meiner Interviewreihe „Wir rocken Freiburg“ findet ihr hier:

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